Simon Gfellers Heimisbach
«Es isch mer numen es Rätsel, wi-n-i früeher so gidankenlos u wi mit verbundenen Ouge ha chönne näb eme Gwächsacher vorby stoffle. Ke Ahnig han i gha, wi vil Liebi u Treui druuf verwändet wird u wi mänge Schweißtropf, wie mänge müeden Arm u wi mängen Otestoß vo brave Rossen es bruucht, bis er fertig gewärchet ischt.»
Simon Gfeller: Heimisbach. Bilder u Bigäbeheiten us em Bureläbe (1910)
An einem prächtigen Maisonntag – alles grünt und blüht und spriesst – fährt ein Schulmeister spazieren und plaudert mit seiner Begleiterin, unter anderem über seine Bewunderung für die Äcker (Zitat). Der erste Roman im Emmentaler Dialekt! Simon Gfeller (1868-1943) erzählt aufs Anschaulichste von Begebenheiten aus dem Bauernleben um 1900, in der Talschaft «Heimisbach», modelliert nach dem Vorbild des existierenden Dürrgrabens. Zugegeben: Man muss sich darauf einlassen wollen, ganz so einfach ist es nicht (immerhin ist dem Roman auch eine Liste mit Erklärungen zu den unverständlichsten Emmentaler Mundartausdrücken beigegeben, das hilft punktuell...), aber wenn der «Leseflow» sich einmal einstellt, dann ist es ein pures Vergnügen! Ebenfalls bemerkenswert: 1968 greift die Fiktion auf die Wirklichkeit über: Denn seit diesem Jahr heisst die Talschaft Dürrgraben offiziell Heimisbach zu Ehren des Dichters Gfeller. So ist der «Schauplatz» bäuerlicher Lust und Last nun auch auf allen offiziellen Landeskarten der Schweiz verzeichnet. (BP)