Leipziger Buchmesse 2014
13. — 16. März 2014
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Georg Herweghs Alpen

Schauplatz

VIVE LA REPUBLIQUE.
(Beim Alpenglühen gedichtet.)

Heil'ge Gluten, reiner Schnee,
Golden Freiheitskissen,
Abendglanzumstrahlter See,
Schluchten, wild zerrissen –
Daß im Schweizerlandrevier
Sich kein Nacken bücke!
Kaiser ist der Bürger hier;
Vive la république!

Eine Phalanx stehet fest,
Fest und ohne Wanken,
Und an Eueren Alpen meßt
Euere Gedanken!
Eurer B e r g e Ketten nur
Ward Euch vom Geschicke;
Auf d i e Kette schrieb Natur:
Vive la république!

© KEYSTONE
Zu Gedicht und Autor

Die Natur selbst schreibt auf die Alpenkette Freiheitsparolen (Zitat)! Leben und Werk des sozialistisch-revolutionären Dichters Georg Herweghs (1817-1875) sind vielfach mit der Schweiz verknüpft. In seinen Schweiz-Gedichten erscheint das Alpenland als «Hort der Freiheit». Von wenigen Ausnahmen abgesehen (etwa Herweghs Besuch auf der Insel Ufenau) wird die freiheitsliebende und -lebende Schweiz als Gesamtes besungen, oftmals mit den Bergen und Alpen als Symbol: «Land der Sehnsucht, drin die Berge / wie der Freiheit Prachtstatüen, / Wie aus blankem Gold und Silber / von dem Herrn gegossen, glühen».
Erstmals betritt Herwegh die Schweiz 1839, er entzieht sich einer Einberufung ins Militär durch Flucht. Zunächst lässt er sich in Emmishofen am Bodensee nieder, mit Blick auf die verlassene Heimat, danach in Zürich. Einige Jahre später erlangt er die Schweizer Staatsbürgerschaft. Es folgen wechselnde Aufenhalte in Paris, im Badischen, und immer wieder in der Schweiz. Im Juli 1853 unternimmt Herwegh zusammen mit seinen Freunden Franz Liszt und Richard Wagner einen Ausflug auf das Rütli, für die drei politischen Denker ein bedeutsamer Schauplatz der Schweizer Geschichte. Von den drei Quellen schöpfen sie Wasser in die hohle Hand und trinken Brüderschaft. 1863 wird Herwegh von Ferdinand Lasalle zum Bevollmächtigten des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in der Schweiz bestimmt und schreibt das «Bundeslied» («Mann der Arbeit, aufgewacht!»). Seine letzte Ruhestätte findet er auf seinen Wunsch hin in der «republikanischen Erde» der Schweiz, im baselländischen Kantonshauptort Liestal, wo auch Teile seines Nachlasses aufbewahrt werden. (BP)