Leipziger Buchmesse 2014
13. — 16. März 2014
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Franz Hodjaks Romanshorn

Schauplatz

«Bernd, um Gottes willen, sagte Bernd Burgers Frau, ich habe mich wieder verfahren.
Nur keine Panik, bitte.
Ich glaube, wir sind am Lago Maggiore angekommen.
Das kann nicht stimmen.
Doch.
In fünf Stunden können wir von Vaduz nicht am Lago Maggiore angekommen sein.
Aber vor uns liegt der Lago Maggiore. Scheiße, Melitta, wir sind in Romanshorn, am Bodensee, und genau das wollten wir nicht.»

Franz Hodjak: Ein Koffer voller Sand (2003)

© KEYSTONE
Zu Roman und Autor

Eine rumänische Kleinfamilie, Vater, Mutter, Tochter, ist unterwegs ins westfälische Auffanglager Hamm. Ziemlich weit sind die drei schon gekommen, aber in der Bodenseeregion wird die Lage unübersichtlich: Innerhalb weniger Kilometer stossen drei Länder aneinander. Dass sie nicht Karten lesen kann, er nicht Auto fahren, macht die Sache nicht einfacher. Irrfahrten sind vorprogrammiert und schneller als gedacht wird der Bodensee zum Lago Maggiore (Zitat). Von Romanshorn aus erreichen sie Deutschland schliesslich per Fähre und Fahrrad.
Der rumäniendeutsche Autor Franz Hodjak (geb. 1944), seit 1992 in Deutschland lebend, schildert diese moderne Odyssee und die Unmöglichkeit, anzukommen, unvergleichlich lakonisch und mit viel Sinn für skurrile Begegnungen unterwegs. (BP)

 

Zum Ort

Romanshorn am Bodensee. Einer der wenigen Orte in der Schweiz, an dem wahre Meeresstimmung aufkommt. Liegt Nebel über dem See, ist das deutsche Ufer in der Ferne nicht erkennbar, man wähnt sich am Meer. Das Fischerdorf entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert sprunghaft – der Hafen wurde gebaut und von Zürich her erschloss die Bahn den Seeort. Heute bietet Romanshorn eine Fülle von Möglichkeiten, sich auf und am Wasser zu vergnügen.