Leipziger Buchmesse 2014
13. — 16. März 2014
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Arno Camenischs Alp Stavonas

Schauplatz

«Das kalte Wasser in der Morgenkälte reisst den Älplern die Hände auf. Hände wie Schleifpapier. Salben mildert am Nachmittag, am Morgen reisst die Kälte die Hände wieder auf. Auf den Fingerknöcheln reisst die Haut zuerst, dann an den Fingergelenken, auf den Handflächen. Die Älpler schmieren Melkfett ein, was auch nicht hilft. Das einzige, was halbwegs hilft, ist der Tuc Stick dreissig Gramm mit mistverschmiertem Schraubdeckel. Das einzige, was wirklich hilft, ist die Hände in die Hosentaschen tun.»

Arno Camenisch: Sez Ner (2009)

© flickr/Alice Alfesto
Zu Buch und Autor

Senn, Zusenn, Schweinehirt, Kuhhirt und ihre Tiere: Eine Schicksalsgemeinschaft von «creatiras alpinas», Alpenkreaturen. Camenisch erzählt in seinem Erstling vom Leben auf der Alp so präzise wie sprachgewaltig, ohne Kitsch, ohne Verklärung. So klingt Bergliteratur des 21. Jahrhunderts. Camenisch ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller seiner Generation. Kein anderer hat in den letzten Jahren so viele Preise erhalten wie der 35-jährige aus der Surselva. Erschienen sind bisher «Sez Ner», «Hinter dem Bahnhof», «Ustrinkata» (eine Trilogie), dann «Fred und Franz». Seine Texte sind in achtzehn Sprachen übersetzt worden. Unnötig zu erwähnen, dass die Alp Stavonas, Schauplatz aus «Sez Ner», nie zuvor literarische Würdigung erfahren hat. Camenisch aber hat sie nun von weitem sichtbar auf der Landkarte der Literatur eingetragen, und zwar in rätoromanischer und in deutscher Sprache, denn den Text hat er zweimal geschrieben und das gibt ihm einen ganz eigenen Klang. (BP)

Zum Ort

Die Alp Stavonas muss erwandert werden. Mit dem gelben Schweizer Postauto lässt man sich zunächst gemütlich nach Obersaxen Meierhof chauffieren. Dort geht es los, zunächst in Richtung Miraniga bis nach Wali. Anschliessend beginnt die wunderschöne Alpenwanderung über die Alp Stavonas, Alp Prada, Alp Naul bis zur Alp Nova. Der Abstieg erfolgt auf der Lugnezer Seite Richtung Alp Sezner zwischen unzähligen Hütten und Ställen hindurch bis nach Vella. Wer genügend Zeit und Kondition hat: Eine Variante mit Gipfelerlebnis führt von der Alp Nova weglos zum Piz Sezner (2310m).