Leipziger Buchmesse 2014
13. — 16. März 2014
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Leo Tuors Surselva

Schauplatz

«Als mein Vater erledigt war, wechselten meine Onkel für die Jagd auf die andere Talseite. Wenn deine Sippe den Berg, den Wind nicht auf ihrer Seite hat, musst du weichen. Sie haben andere Berge, andere Winde gesucht, gingen fortan dort auf die Jagd, wo die alten Karten ein Gebiet zeigen, das von Bergen rundum wie von einem Zaun umgeben ist und wo im Zaun die Worte stehen: ‹Hier sind lauter Eisberge, Gletscher genannt, dahin noch kein Mensch gekommen.›»

Leo Tuor: Settembrini. Leben und Meinungen (2006, rätoromanischer Originaltitel: «Settembrini. Veta e meinis»)

© KEYSTONE
Zu Buch und Autor

Anpirschen, Schiessen, Ausnehmen: Ein Roman über das ebenso schöne wie grausame Gewerbe der Jagd in den hintersten Seitentälern der Surselva. Im Mittelpunkt stehen die Zwillingsbrüder Gion Battesta und Gion Evangelist Silvester, Settembrini genannt. Diese «Gemsjäger, Bewunderer des Himmels, Literaten» führen ihren Neffen in die Geheimnisse der Jagd ein und zugleich in den Reichtum der Weltliteratur  – und so kann es schon vorkommen, dass der Augenblick des Tiertodes in den Worten Homers geschildert wird. Leo Tuor (geb. 1959) weiss genau, wovon er erzählt, er selber hat über Jahre als Schafhirte und Jäger in der Surselva gelebt. (BP)

Zum Ort

Das rätoromanische «Surselva» bedeutet «oberhalb des Waldes» und bezeichnet die Talschaft des oberen Vorderrheins im Kanton Graubünden. Hauptort ist Disentis, Sitz eines seit dem 8. Jahrhundert bestehenden Klosters. Die Surselva ist reich an landschaftlichen Schönheiten: die Rheinschlucht, auch «Schweizer Grand Canyon» genannt, die nur auf Wanderwegen zu erreichende Greina-Hochebene oder die Wasserfälle am Lag da Pigniu. Dank der intakten Natur in der Surselva leben hier zahlreiche Wildtiere ‒ Gämsen, Steinböcke, Rehe, Rothirsche, Luchse und Auerwild. In der Surselva wird hauptsächlich Rätoromanisch gesprochen, das Idiom Sursilvan ist in den meisten Gemeinden Amtssprache.