Leipziger Buchmesse 2014
13. — 16. März 2014
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Friedrich Christian Delius' Stadion Wankdorf

Schauplatz

«Ich griff in die Lindenäste, atmete den schon abgeschwächten Blütenduft ein, klammerte mich an die Hoffnung auf die Fußballgötter und wünschte, dass mir der Sieg nie zu nehmen sei. Bern war in mir, ich war Weltmeister, der glücklichste von allen, glücklicher vielleicht als Werner Liebrich oder Fritz Walter.»

Friedrich Christian Delius: Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde (1994)

© KEYSTONE
Zu Roman und Autor

In diesem Roman tut sich wundersamerweise eine Achse zwischen Wehrda in Hessen und dem Stadion Wankdorf in Bern auf: Eine Achse, die nur in der Fantasie eines elfjährigen Jungen existiert (Zitat). Die Handlung umfasst einen einzigen Tag, den 4. Juli 1954, das Datum des Fussballweltmeisterschaftsendspiels zwischen Deutschland und Ungarn. Der Junge verfolgt das Spiel am Radio, in der mitreissenden Reportage von Herbert Zimmermann – von «Fussballgöttern», «den Helden von Bern» und «Wundern» ist da die Rede. Aus dem dunklen Arbeitszimmer seines Pastoren-Vaters, wo das Radio steht, wünscht sich der Junge heraus ins tobende Stadion mit 60'000 Zuschauern. «Aus! Aus! Aus! Auus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit drei zu zwei im Finale in Bern!». Der deutsche Sieg ging als «Wunder von Bern» in die Geschichte ein.
Biografische Bezüge zum Autor, Friedrich Christian Delius (geb. 1943) sind nicht von der Hand zu weisen, er wuchs in Wehrda auf und sein Vater war Pfarrer. Delius gehört zu den wichtigsten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur, er wurde 2007 mit dem Joseph-Breitbach-Preis geehrt, 2011 mit dem Georg-Büchner-Preis. (BP)

Zum Ort

Das Stadion Wankdorf in Bern (Baujahr 1925) existiert nicht mehr. 2001 wurde die baufällige Anlage abgerissen, an ihrer Stelle steht heute das Stade de Suisse. Vor dem Abriss fand ein Rasenstück des Spielfelds seinen Weg in den Garten des Bundeskanzleramts in Berlin. Denn für den deutschen Fussball ist das Wankdorf  ein Mythos: Hier schlug Deutschland am 4. Juli 1954 im Endspiel um die Weltmeisterschaft die hochfavorisierten Ungaren mit 3:2 Toren – das erste internationale Erfolgserlebnis der jungen Bundesrepublik.